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Montag, 24. November 2014

Conference + Exams + Wasser - Strom = Sehr viel Arbeit

Judith und ich haben in der vergangenen Woche auch noch bei zwei weiteren Exams der Studenten zugeschaut. Bei dem Exam der Arts Studenten wurden jeweils von einer Person eine kleine Szene aufgeführt. Dabei wurde jedoch nicht gesprochen, sondern zu einer Musik sich bewegt. Außerdem gab es fast keine Kulisse oder Requisiten. Wir haben uns die Aufführungen zusammen mit einem Mitarbeiter von DfL angesehen, anschließend hat er uns zu unserer Meinung und Verständnis (Interpretation) über die einzelnen Szenen gefragt. Dabei ist herausgekommen, dass zwar Judith und ich ähnlich interpretiert haben, er aber ganz änderst. Es war sehr interessant zu sehen wie die Kultur, in der wir aufgewachsen sind, unsere Wahrnehmung und Interpretationen bestimme kann.

Das Zweite Exam, dass wir und angeschaut haben war von den Master of drama Therapie (MADT) Studenten. Diese hatten die Aufgabe eine Autobiographie über ihre Studienzeit darzustellen. Die Darstellungen waren sehr unterschiedlich, mal wurde mehr, mal weniger oder gar nicht gesprochen. Dieses mal gab es aber weniger Interpretationsspielraum.


Und schon wieder schreibe ich euch über mein aktuelles Lieblingsmolekülen . Ich werde es zwar nicht aus naturwissenschaftlicher Sicht betrachten, doch hat H2O eine sehr zentrale Rolle in unserer WG eingenommen. Seit ungefähr drei Wochen ist das Wasser bei uns in der Küche nicht abgeflossen, wenn wie abgespült haben war die halbe Küche (trotz Eimer) überflutet. Das hat bedeutet, dass wir beim abwaschen immer einen Eimer unter der Spüle hatten und versucht haben mit möglichst wenig Wasser abzuwaschen, da man sonst ständig den Eimer aus leeren musste (dieses haben wir in unserer Badewanne getan, die am anderen Ende der Wohnung steht). Außerdem lagen etliche Handtücher in der Küche, um das Überschwemmungsgebiet einzudämmen. Eine weitere Einschränkung hatten wir beim Wäschewaschen. Der Abflussschlauch der Waschmaschine hing in einem großen (15 L) Kanister, die Schwierigkeit bestand darin, dass die Waschmaschine mehr Wasser verbraucht als in den Kanister passt. Also mussten wir einen guten Moment abpassen und den Schlauch in unseren zweiten Kanister umleiten. Beim abschließenden entsorgen des Schmutzwassers in der Badewanne ist mir erst bewusst geworden wie viel dreckiges Wasser bei nur einem normalen Waschgang entsteht.


Diese Prozedur ist nun (hoffentlich) endlich vorbei! Am Dienstag Abend war tatsächlich ein Handwerker da und nun haben wir einen neuen Abfluss und kein Problem mehr mit dem Wasser in der Küche. Wir haben nun sogar heißes Wasser und müssen nicht mehr extra Wasser kochen um ab zu spülen.


An nächsten Tag (Mittwochnachmittag) war das Wasser jedoch schon wieder ganz weg. Nachdem wir unsere Secruity gefragt haben, wurde uns erzählt dass das Wasser für eine kleine Reparatur kurz ausgestellt wurde. Um jedoch im 4. Stockwerk Wasser zu haben, müssen wir noch zwei Tage warten... (die Pumpe ist wohl sehr langsam). Da wir aus unseren Problemen in der Vergangenheit vorbildlich gelernt haben, konnten wir auf über 30 Liter Trinkwasser zurückgreifen um unseren Alltag ganz normal weiter laufen zu lassen. Donnerstag Morgen war das Wasser wie erwartet noch nicht da, wir konnten uns voll auf die Vorbereitung der „Drama for Life Africa Research Conference“ (im Fortlauf nur Conference genannt) vorbereiten. In der Uni haben wir dann noch ganz routiniert unsere Wasserkanister aufgefüllt. Wir sind am Donnerstag noch bis 8 in der Uni geblieben um für die Conference c.a. 100 Ordner zu falten, mit Notizblock, Infomaterialien, DfL Button und Namensschild auszustatten und anschließend nach Kategorien und alphabetisch sortiert in Kisten zu verstauen.


Am Freitag Morgen hieß es dann um 5:30 aufstehen, mit der Salatschüssel im Waschbecken Haare waschen und um 7:00 vor dem WITS-Theater zu erscheinen. Da alles wie immer verry last minute (or last secunde) ist, waren die Programmhefte noch nicht gedruckt. Die Conference fing also um 8:00 (also 8:25) an, mit schnell schwarz-weiß kopierten Programmheften. Die Schönen Farbigen Programmhefte habe ich um kurz nach 10 bei der CPU (Central Printing Unit, Uni-eigene Druckerei)abgeholt und an die Teilnehmer in der Mittagspause verteilt.


Am Nachmittag haben Judith und Ich an einem Workshop zum Thema „socio-drama and Rolrplaying as radical pedagogy“ teilgenommen. Der Workshop handelte davon, dass man sich den verschiedenen eigenen Rollen bewusst wird und auch im Improvisationstheater andere Rollen ausprobieren kann. Anschließend gab es noch eine kleine aber sehr interessante Diskusion über die Tatsache das ich in verschiedenen Rollen auftrete und dem bewusst sein kann ohne Schizophren zu sein.


Danach gab es noch ein Paar Reden von wichtigen Personen und eine Lesung. Am ende der Lesung hat Judith zu erstem mal an diesem Tag auf ihr Handy geschaut. Die eingegangene SMS versetzte uns erst in große Freude und Anschließend in ebenso große Sorge und Verzweiflung. Könnt ihr ahnen worum es geht ? Natürlich um Wasser!


Das Wasser ist Freitag Nachmittag wieder in unsere Wohnung zurückgekehrt. Das Problem war allerdings, dass wir bei Haare waschen den Wasserhahn unbewusst aufgedreht hatten. Da man bei unseren Wasserhähnen nur weiß das sie geschlossen sind, wenn der Hahn nicht mehr tropft, hätten wir den Hahn gar nicht zudrehen können als das Wasser weg war. Zu allem übel waren die beiden Wasserhähne auch nicht direkt über dem Waschbecken sondern daneben. Das Ergebnis durften wir (als wir um 21:00 ziemlich erschöpft nachhause kamen) in Form eines privaten Pools in in unseren Bädern, im Flur und in meinem Zimmer sehen. Insgesamt haben wir schätzungsweise knapp 100 Liter Wasser mit Kehrblech und Wischmob erst in Eimer (glücklicherweise hatten wir ja noch die 20 Liter Eimer) und dann in unsere Badewanne verfrachtet. Kurz vor Elf konnten wir dann endlich schlafen.


Am Samstag sind wir wieder um 5:30 aufgestanden, als wir dann um 7:00 in der WSOA (WITS School Of Arts) waren, durften wir noch eine halbe Stunde darauf warten, dass die erste Person von DfL kam und uns sagen konnte, was wir tun können. Nachdem wir zunächst das Setup gemacht haben, durften wir dieses mal auch zum morgendlichen Vortrag gehen (am Freitag durften wie während dieser Zeit u.a. die Programmhefte holen). Der Vortrag bestand aus vier verschiedenen Powerpoint Präsentationen, alle hatten mit dem Thema Theater für Entwicklung zutun. („In what ways has thaeter for development addresd, or failed to adress the challange of social behavior changes in relation to the pandemic of HIV and AIDS, sexual reproduction, health and wellness ?“) die Vorträge waren deutlich interessanter als es sich jetzt vielleicht für euch in der englischen Überschrift anhört. Da wir allerdings nicht al zulange geschlafen hatten wurde es irgendwann doch recht anstrengend konzentriert zuzuhören.


Nach einer Kurzen Tee und Kekse Pause durften Judith und ich auch an einem Workshop Teilnehmen. Der Workshop hatte im Programmheft die Überschrift „The Healing Capacity of Trance: Applying Indigenous Wisdom in Contemporary Practice with Systemic Constellations and Trance Movement“ (Die Heilungskapazität von Trance: Anwendung von Heimischen Weisheiten in Zeitgenössischer Praxis mit systematischen Konstellationen und Trance Bewegungen“) Ich wusste ehrlich gesagt nicht so ganz was mich erwarten würde, allerdings war es das Thema das am interessantesten klang. Mich erwarteten zweieinhalb extrem gute Stunden, im folgenden werde ich versuchen etwas zu beschreiben was nicht beschreiben werden kann. Nachdem wir die ersten paar Minuten im Kreis an den Händen gefasst zu einer schnelleren Musik getanzt haben, hat man schon die Energie der Gruppe im Raum gespürt. Es folgten ein paar Übungen indem man über sich selbst im Jetzt und in der Zukunft so wie den weg dorthin nachdenken sollte. Nach dieser recht stillen Zeit wurde weiter mit dem Tanzen gemacht. Zunächst gab es ein paar Übungen um die schwelle für sehr engen Körperkontakt unter den Teilnehmern abzubauen und mehr Gefühl für den Rhythmus der Gruppe sowie der Musik zu bekommen. Danach wurde die Musik Stück für Stück fließender und meditativer. Gleichzeitig wurden die Bewegungen der Gruppe Fließender, ich habe nicht mehr als Individuum getanzt, sondern war teil eines Kollektives, das sich fließend wie leichte wellen im Wasser bewegt hat. Durch Berührungen wurde diese Energie von einer auf die andere Person weitergegeben. Irgendwann haben wir uns dann alle auf den Boden gelegt, jeweils eine Hand hat den Körper von jemand anderem berührt. Ich habe absolut keine Ahnung wie lange wir so mit geschlossenen Augen gelegen haben, mein Gefühl für zeit und Raum hatte zu diesem Zeitpunkt schon längst ausgesetzt. Ich weiß, das ich nicht tief geschlafen habe, da ich die ganze zeit über die Musik und die Stimme des Kursleiters gehört und verstanden habe. Als die Musik sich leicht verändert hat und der Kursleiter und gesagt hat wir sollen langsam aufwachen hat es sich so angefühlt als hätte ich mehrere Stunden tief und fest geschlafen und gleichzeitig war ich mir bewusst, dass es nicht so lange gewesen sein kann. (vielleicht 5 Minuten, mehr oder weniger ich kann es absolut nicht einschätzen). Das aufwachen war auch eher ein längerer Prozess als ein abruptes wecken. Am Ende des Workshops stand die ganze Gruppe eng in einem Kreis zusammen, die arme jeweils aus dem rücken der Nachbarn und wir haben uns ganz leicht zur leicht meditativen Musik bewegt. Man konnte die Einheit und Energie dieser Gruppe deutlich fühlen. Dieser Workshop war ein Mix aus Meditativ-Spiritueller Nacht der Lichter (Veranstaltung bei der im Kerzenlicht viele Taizee-Lieder gesungen werden), entspannender Traumreise und energiegeladenem Wushu (Chinesische Nahkampftechnik, langsam ausgeführt ähnlich wie Yoga. Habe ich bei meinem China-Austausch kennenlernen dürfen). Ergebnis war das ich mich den weiteren Tag durchgehend gut gelaunt und trotz knapp sechs Stunden Schlaf absolut munter war.


Diese Energie konnte ich kurze zeit später bei abbauen gut gebrauchen. Nachdem wir alle Banner zusammen gebaut haben, hatten Judith die Aufgabe diese in das Büro im 17 Stock zu bringen. eigentlich keine schwere Aufgabe, denn es gibt ja den Fahrstuhl...


Zumindest so lange wie Strom da ist. Leider gibt es seit ein paar tagen starke Schwankungen im Stromnetz in Südafrika, da ein großer Kohlespeicher durch den Starkregen der Letzten Wochen zusammengebrochen ist. Daher gab es am Samstag ab c.a. 15:00 in ganz Braamfortain kein Strom. Im WAM (WITS Art Museum) da in den ersten zwei Etagen des University Corner Buildings (UC) ist, funktionieren aus Sicherheitsgründen alle Türen nur mit personalisierten Magnetkarten. Diese Türen benötigen durchgängige Stromzufuhr um geöffnet zu werden und sind bis auf eine Ausnahme nicht an den Notstrom angeschlossen. Als Judith und ich nach einiger zeit die offene Tür gefunden hatten durften wir feststellen das die Fahrstühle natürlich auch nicht mit Notstrom funktionieren. (wer muss schon im „Notfall“ ein Haufen schwerer Banner in den 17. Stock tragen ? Wenn diese Gebäude evakuiert werden muss, soll man ja einfach alles oben lassen und die Treppen runter gehen, da Lifte im Brandfall nicht benutzt werden sollten.) Also haben wir alles in den 17. Stock geschleppt. Glücklicherweise hatte ich meinen Küchenschlüssel dabei und die Wasserpumpe funktionierte mit Notstrom, so konnten wir noch ein Glas Wasser trinken, bevor wir wieder die Treppe hinunter gegangen sind. Nach dem wir weiter mit abgebaut haben, gab es noch ein offiziellen Abschluss von Warren. Schließlich waren nur noch die Stangen der einen Ausstellung übrig. Diese mussten auch über die Treppe in den 17. Stock transportiert werden, da der Strom immer noch weg war. Also wieder in jede Hand eine 2 Meter Aluminium Gerüststange (das war deutlich leichter als ein paar Banner ) und die Treppen hinauf. 10 Stufen Pro Treppe, 2 Treppen Pro Etage, zwei mal hoch zwei mal runter, das ergibt 1360 Stufen am Samstag nur um UC. Die Stufen in der WSOA und in unserem Haus nicht mit eingerechnet. Als wir dann um 17:30 komplett fertig waren, sind wir noch einkaufen gegangen. Da im Ganzen Stadtteil der Strom Weg war funktionierten auch die Ampeln nicht. Was aber viel gespenstischer war, war der Supermarkt. Nur die Kassen und vorderen Lichter waren offensichtlich an einen Notstromgenerator angeschlossen, alle anderen Lichter und Kühltruhen waren Dunkel. Wenn in einem Supermarkt das Licht aus ist, herrscht gleich eine andere Atmosphäre. Ich habe mich wie in einem Katastrophenfilm gefühlt, in dem Sich die Menschen in einem Lager mit Lebensmittel eindecken. Sobald das Licht aus ist, ist alles irgendwie weniger hektisch, es herrscht ein bedrückendes Gefühl zwischen den hohen Regalen, die sonst im Licht schillernde Weihnachstdeko wirkt einsam und unbeachtet. Dabei war es nicht mal richtig dunkel sondern nur leicht dämmerig. Aber im Kontrast zu den sonst hell erleuchteten Gängen war es dunkel. Ich habe eben schon wieder etwas versucht zu beschreiben, was ihr euch nie so vorstellen und fühlen könnt wie ich, weder Bilder noch Worte können feine Gefühle richtig darstellen. Ich möchte euch zwar derartige Probleme nicht wünschen, so etwas könnt ihr wahrscheinlich nicht in Deutschland erleben, aber es ist gut derartige Erfahrungen zu machen. Schon das Partielle großflächige fehlen von Strom lässt deutlich werden wie Strom unsere Gesellschaft prägt.

1 Kommentar:

  1. hallo wiebke, dein blog begeistert mich immer mehr :-) die h2o-erlebnisse sind sehr bildhaft und spannend erzählt. aber auch das physik-thema P=U*I mit dem ergebnis P=0= 3.500 Stufen ist krass und schon beim lesen anstrengend ;-) sehr sehr interessant sind die projekt-berichte !!! besonders auch der beitrag zu "The Healing Capacity of Dance ..." und super sind auch die LINKS - besonders indien, mit den wunderschönen fotos.
    also: weiter so und noch viel spaß !!!
    glg hk
    ps.: mehr fotos von dir wären toll.

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