Nachdem
ich euch immer wieder von meinen Erlebnissen während der Woche
berichtet habe, möchte ich euch nun das Alltäglichste mitteilen.
Meinen täglichen Weg zur Uni. Ich möchte nicht vergessen ihn euch
zu erzählen, doch für mich ist er nach über zwei Monaten so normal
wie mein Weg zur Schule. Nun möchte ich euch mitnehmen auf diesen
Weg, versucht euch beim lesen Bilder zu malen und diese mit Leben zu
füllen. Auf offener Straße werde ich keine Fotos machen, außerdem
könnten diese Fotos nicht annähernd das wiedergeben, was ich
versuchen werde zu beschreiben. Versucht es am besten zu zweit, eine
Person ließt den Text, die andere darf sich zu mir nach Johannesburg
träumen. (also kurz mal aus dem Herbst in den Frühling reisen ;) )
(für
alle die wenig Erfahrung mit Einleitungen bei Traumreisen haben hier
ein Beispiel: Schließ bitte die Augen - Du wirst jetzt ganz ruhig
- lehnst dich entspannt zurück - eine kleine Wolke hebt dich sachte
in die Luft und trägt dich fort - dir wird wärmer - es weht dir ein
milder Wind ins Gesicht - du hörst exotische Vogelstimmen - langsam
spürst du wieder Boden unter den Füßen - und du stehst auf einem
Flur der zur rechten Seite offen ist – du siehst die saftig grünen
Bäume des Nachbargartens, die strahlende warme Sonne an einem Blauen
Himmel. - Du bist nun in Johannesburg, vor der Wohnungstür des
Zimmers 406 am Princess Place 11 angekommen. - Du fühlst dich bereit
für den täglichen Weg zur Uni. )
Der
Weg beginnt an unserer Wohnungstür im 4. Stock. Nachdem ich die Tür
mit einem gutem Schwung verschlossen habe, muss ich auch noch das
Metallgitter vor die Tür schließen. (nach dem Knall ist ein leises Quietschen zu hören ) während ich zu der Treppe gehe, kann ich, wenn
ich genau hinschaue, in den Bäumen des Nachbargartens ein altes
Telephon, eine Socke und einen Kleiderbügel erkennen. Kurz vor der
Tür zum Treppenhaus sehe ich in der Ferne, hinter ein paar
Satellitenschüsseln, die grauen Hochhäuser von Newtown. Nun geht es
die acht mal neun Stufen herunter. Da du erst gerade auf 2000 Metern
angekommen bist, bist du nach zwei Stockwerken schon leicht außer
Atem und fragst dich warum die nicht den Lift genommen hast. Ach ja,
der soll ja nicht so ganz zuverlässig funktionieren und sieht von
innen auch antik aus. Also doch besser die Treppen, nach zwei Monaten
ist die dünnere Luft auch kein so großes Problem mehr. Im
Hauseingang murmelt dir der Security gard irgendwas wie "Morning,
how are you?" zu, auf das standartgemäß mit "fine. Thank
you, how are you?" geantwortet wird.
Nachdem
wir das Haus verlassen haben, sehen wir links den Hillbrow tower und
ein paar Hochhäuser, rechts die Straße hinunter stehen Phoenix
Washingtonias in der Straßenmitte. Nach wenigen Schritten treffen
wir den Straßenkehrer und grüßen mit einem fröhlichem "
Morning, how are you?" dieser antwortet meistens "Thanks,
how are you" nach ein zwei Sätzen über unsere Arbeit wünschen
wir uns gegenseitig einen schönen Tag. Am Ende unserer Straße wird
das Geräusch von Autos, Hupen uns quietschende Bremsen deutlich
lauter und wir gehen links die Queens Road entlang bis zur Kreuzung
mit der Empier Road. Diese Kreuzung mit drei Spuren pro Richtung,
jagt dir einen kleinen Schrecken ein, als du siehst das die Ampel mal
wieder nicht funktioniert und der Verkehr der morgendlichen Rushhouer
nicht stoppen möchte. Also bleiben wir stehen, verschaffen uns einen
Überblick wann er fährt. Nach kurzer Zeit hast du das System soweit
durchschaut und wagst dich ganz schnell über die ersten drei
Fahrspuren, während der Gegenverkehr rechts abbiegt und somit der
Verkehr auf den Spuren, die du gerade überquerst anhalten muss.
Gerade bist du in der Mitte der Kreuzung auf einem schmalen Streifen
angekommen, rast auch schon ein Taxi von hinten heran und biegt links
ab, gerade da wo du noch vor 5 Sekunden gestanden hast. Die zweite
Hälfte der Fahrbahn ist einfacher zu überqueren da musst du einfach
nur aufpassen, wann gerade mal kein Auto kommt oder die Fahrer so nett
sind und dich über die Straße lassen.
Nun
hörst du rechts auf der anderen Straßenseite Kinder rufen, es ist
eine von Coca Cola gesponserte Grundschule in der um 8 der Unterricht
beginnt. Weiter geht es den Berg hinauf zum Costitution hill.
Zunächst müssen wir aber noch eine kleinere Straße überqueren und
am 2 Meter hohem Metallblech Zaun der Hillbrow-police-Station entlang
laufen. Wir wechseln die Straßenseite wenn wir fast an der Kuppel des
Berges angekommen sind und gehen an rechts an der Fassade des
Constitution Curts (Verfassungsgericht, Oberster Gerichtshof Süd
Afrikas) entlang. Links von uns befinden sich hinter einem grünem
Wall ein altes Fort. Entlang des Weges sind auf einer Betonmauer die
Gesichter und Namen der bekannteren ehemaligen Inhaftierten
abgebildet. Unter anderem auch Gandhi und Mandela. Über dir in den
Akazien zwitschern ein paar gelbe Webervögel und rechts aus dem
Lautsprecher an einem Turm in dem immer ein kleines Feuer der
Demokratie brennt, schallt afrikanische Chor Musik. Nun geht es noch
ein paar Treppenstufen hoch und der höchste Punkt auf unserem Weg
ist erreicht. Doch du kannst dir keine Pause gönnen, wir lassen das
Womens Jail links neben uns und müssen schon die nächste große
Kreuzung überqueren. Hier funktioniert jedoch die Ampel sogar durch
Geräusche unterstützt. Um die Busspur und die Rechtsabbiegerspur zu
überqueren gibt es zwar auch funktionierende Ampeln, auf diesen
Spuren ist jedoch meistens so wenig los das ich selten auf die Ampeln
angewiesen bin.
Du
siehst nun in weiter ferne einen großen Funkturm und die endlosen
Häuser von Johannesburg, während links neben dir der Verkehr
rauscht. Wir gehen nun auf das Joburg Theater zu, dessen roter
Schriftzug schon von weitem leuchtet. die Straße macht eine
Linkskurve und führt nun leicht bergab. Wir benutzen die Ampel vor
der Bushaltestelle um sicher über die Straße zu gelangen und sind
ein paar Stufen hinunter auch schon im Theater Park. Nachdem du dem
falsch eingestelltem Rasenspränger ausgewichen bis, beobachtest du
im vorbeigehen die Tauben und Ibise auf der Grasfläche und
bewunderst die Beete voller Strelizien. Vorsicht ,vor dir ragt ein
Ast der Dornenakazie über den weg, der mit 5 cm langen Dornen
besetzt ist.
Von
nun an geht es nur noch die eine Straße bergab. Du siehst
Parkplatzanweiser bei ihrer Arbeit, verschiedene Menschen ein ihrer
individuellen Arbeitskleidung. Männer im Buissnesanzug genauso wie
Frauen in der Uniform eines Putzunternehmens. Die Geschäfte auf
deiner linken Seite bestehen aus einem bunten Mix. Haarsalons reihen
sich an Röntgenpraxen, Tattowstudios an kleine Restaurants.
Dazwischen Eingänge zu Gebäuden die ich im vorbeigehen nicht
zuordnen kann. Nachdem wir ein paar Einbahnstraßen überquert haben
sehen wir auf der anderen Straßenseite eine kleine Schlange vor
einem Shop stehen. Da wir noch ein wenig Zeit haben, und heute morgen
das Frühstück etwas zu klein ausgefallen ist, wechseln wir die
Straßenseite und stellen uns in die Schlange. Im Laden wird moderne
Musik gespielt, uns kommt aber keines der Lieder bekannt vor. Das
Angebot besteht aus Softdrinks, Popcorn, anderen kleinen Snacks und
natürlich Vatcake. Vor uns steht ein Bauarbeiter und hinter uns eine
Frau im lockeren Bürooutfit. Du kaufst für 2 Rand zwei Vatcakes.
Den einen isst du gleich war aus der Blauen Plastiktüte. Er erinnert
dich an Krapfen oder Quarkbällchen. Solange der Vatcake warm oder
gar heiß ist schmeckt er am besten. Den zweiten lässt du in der
Tüte und verstaust ihn in deinem Jutebeutel.
Nun
ist es fast geschafft, nach dem Lieferanteneingang von Pick n' Pay
siehst du schon das University Corner Building. Die Letzte Straße
ist allerdings wieder eine kleine Herausforderung mit ihren drei
Spuren pro Richtung. Zunächst wartest du bis sich ein Stau gebildet
hat. Dann kannst du bedenkenlos durch die Autos hindurch gehen. Für
die andere Hälfte musst du den Moment abpassen in dem alle Autos die
aus Richtung Nelsen-Mandela Brücke kommen an der Ampel stehen müssen
und die Linksabbieger schon vorbei sind.
Nach
diesem kleinen Spaziergang kommst du gut gelaunt im WITS Art Museum
an. Nachdem du den Wachmann fröhlich gegrüßt hast, öffnet er für
dich die Glastür zu den Aufzügen. Du nimmst nach kurzem waten den
nächsten Aufzug der kommt und fährst nach oben in den 14. Stock.
(Nun
folgt ein Beispiel für ein Ende einer Traumreise: Du schwebst
weiter nach oben – wie von Schnüren gezogen werden deine arme und
Beine ganz leicht – du blickst von oben herab auf den weg den du
gerade gegangen bist – genießt die Letzten warmen Sonnenstrahlen –
deine kleine Wolke wartet schon auf dich – du fühlst dich ganz
entspannt – langsam spürst du wieder den Boden unter dir – wenn
du möchtest kannst du gleich wieder langsam deine Augen öffnen. -
Du bist wieder dort zurück von wo du deine kleine reise gestartet
hast „Namen oder Ort einfügen“.)
Ich
hoffe ihr habt alle eure kleine Reise genossen und könnt euch durch
diesen kleinen Trick besser vorstellen was ich hier jeden Tag sehe
und fühle. Den Text habe ich vollkommen ohne schriftliche
Aufzeichnungen geschrieben. Rein aus meiner Erinnerung, ihr könnt
den Weg ja auch auf google maps verfolgen, aber ihr könnt ihn nicht
fühlen. Alles was ich hier berichtet habe ist eine selektierte
subjektive Erinnerung. Dieser Bericht ist absolut nicht geeignet um
sich ein objektives Bild von Johannesburg zu machen !!!
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