Letzte
Woche hatten die Master of Applied Drama „Master für angewandtes
Theather“ (MAAD) Studenten ihre Exams. Dabei handelt es sich um
praktische Prüfungen zu einem freigewähltem Thema. Die Prüfung von
Dami fand am Donnerstag in der Mittagspause vor der Matrix statt, er
hatte uns gebeten doch vorbeizukommen. Judith und ich wussten nicht
was uns erwartete als wir am Prüfungsort eintrafen, wir haben
angenommen, dass es sich um ein kleines Theaterstück handelt, bei
dem wir zuschauen können. Stattdessen wurden wir dazu aufgefordert
„Master to Jack“ zuspielen (Spielanleitung verschicke ich auf
Anfrage). Nach kurzer Zeit tauchte eine Person mit (Spielzeug) Gewehr
auf und hat eine der Mitspielenden entführt. Die restliche Gruppe
hat aber einfach weitergespielt. Dieser Vorgang hat sich noch ein
paar mal wiederholt, bis von vorher 10 Mitspielern nur noch 6 übrig
waren. Darauf hin fragte Dami in die Runde, ob jemand gesehen hätte
was passiert war. Mir war mittlerweile aufgegangen, dass ich Teil der
Prüfung geworden bin und nun Improvisationstheater gespielt werden
musste. Also verneinte ich zunächst die Frage und wartete ab was nun
geschehen würde. Nachdem zwei anderen Mitspielern auf gefallen war,
dass einige Mädchen entführt worden waren, fing Dami an auf die
Passanten an der Matrix einzugehen und zu bitten ihm bei der
Befreiung zu helfen. Dieser Versuch war allerdings weniger
erfolgreich. Schließlich verteilte er Zettel mit der Aufschrift
„BBOG“ (Bring Back Our Girls). Da fiel mir auf, dass die
Geschichte auf Nigeria und Boko Haram anspielte (Dami kommt aus
Nigeria), dieses Thema war schon lange aus meinem Gedächtnis
verschwunden, da in den westlichen Medien das Thema Ebola den größten
Bezug zu Afrika hat. Nach einer natürlich geglückten
Befreiungsaktion wurde noch kurz darüber gesprochen, warum wir
anfangs weg geschaut haben und lieber weiter gespielt haben als zu
Handeln. Diese Situation war relativ unangenehm, weil man gefühlt
hat, dass man intuitiv etwas Falsches gemacht hat. Ich habe zum
Beispiel darauf gewartet, dass jemand anderes den ersten Schritt
macht.
Ein
zweites Exam war Freitag in der Mittagspause im Senate Hause. Dabei
wurde tatsächlich ein kleines Theaterstück über eine Studentin aus
Soweto aufgeführt, welche nicht genug Geld hat um sich die tägliche
Fahrt zur Uni oder gar eine gute Wohnung in Johannesburg zu kaufen.
Daher hat sie während ihrer gesamten zwei Jahre an der Uni in
Bibliotheken oder Computerräumen geschlafen. Anschließend wurde ein
Brief an die obersten Stellen der Uni verlesen in dem
Lösungsvorschläge gemacht wurden. Als Abschluss hatten die Zuhörer
selbst die Möglichkeit etwas zu dem Brief hinzuzufügen.
Bei
diesen beiden Prüfungen habe ich einen tieferen Einblick in die
Arbeit von Drama for Life bekommen. Ich hätte vorher mir nicht
vorstellen können, wie viele Möglichkeiten man im Theater hat die
Leute zu bewegen und Probleme aus der aktuellen Umwelt zu
thematisieren. Für die Prüfungen wurden ganz unterschiedliche
gestalterische und stilistische Mittel angewandt, beide haben bei mir
jedoch ihr Ziel erreicht. Ich habe mich für einige Zeit einem Thema
gewidmet, dass sonst versteckt geblieben wäre und ich wurde zum
nachhaltigem Nachdenken angeregt.
Auch
außerhalb der Uni haben Judith und ich ein paar Entdeckungen
gemacht. Ganz in der nähe der St. Peters Gemeinde gibt es ein Spaar
und ein weiteren Einkaufsladen, der eher auf Obst und Gemüse
spezialisiert ist. Da das Stadtviertel Parkview von vielen Europäern
bewohnt wird, gibt es dort auch ganz andere Produkte als in unserem
Pick n' Pay in Braamfotein. Dort gibt es zum Beispiel Zucchini,
Aubergine, verschiedene frische Pilze und anderer Obst und
Gemüsesorten, die es sonst nur in sehr unregelmäßigen Abständen
gibt. Das Highligth war jedoch die Gebäckabteilung. Neben
italienischer Panetone und Pizza lag auch Brot der
„Schwarzwaldbäckerei“. Dabei handelt es sich um traditionell,
nach deutscher Art gebackenes Brot. Wir haben uns mal ein Bauernbrot
gegönnt. (nähere Produktbeschreibung verschicke ich auf Anfrage).
Als ich in unsrer Küche die Tüte geöffnet habe und mit
geschlossenen Augen daran gerochen habe, war ich für eine kurzen
Moment in Deutschland und habe mir mein Abendbrot geschmiert. Der
Geschmack war herrlich, endlich wieder echter Sauerteig und mehr
Roggen als Weizenanteil im Teig.
Alle,
die meinen ersten Rundbrief nicht erhalten haben, aber trotzdem
wissen möchten was ich auf drei Seiten berichte (inhaltlich gibt es
recht große Parallelen zu meinen Bloggeinträgen) bitte ich mir eine
e-mail, facebook Nachricht oder Kommentar (mit e-mail angaben) zu
schreiben. Ich werde euch anschließend den Brief per e-mail
schicken.
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