Es
ist schon wieder zwei Wochen her, dass ich euch berichtet habe was
hier bei mir so passiert.. Daher wird dieser Eintrag auch etwas
länger, ich hoffe ihr findet trotzdem Zeit euch durchzulesen was ich
alles erlebt habe. Erstmal kann ich euch nun ein paar Bilder von
Südafrika zeigen. Außerdem habe ich jetzt auch an meinem Laptop
Internet (ich kann endlich wieder ä, ö, ü und ß schreiben !!! ),
solange ich nicht mein ein GB pro Monat schon verbraucht habe ;) .
In
den Letzten 2 Wochen war ich auch außerhalb von meiner bis jetzt
vertrauten Umgebung unterwegs.
An
mein vorletztem Wochenende war ich am Samstag in Soweto (ehm.
SouthWEstTOwnship). Dort haben verschiedenen Schülergruppen (c.a.
8/9 Klasse), die die letzten 7 Wochen von einem Mentor von DFL (Drama
For Life) begleitet worden sind, ihre selbst entwickelten Stücke
über Probleme aus ihrer Lebenswelt aufgeführt. Charakteristisch
waren dabei Themen wie Sexueller Missbrauch,
Teenagerschwangerschaften oder Gewalt. Gestern, am Heritage Day,
dürften die drei Gewinnergruppen ihre Stücke in Soweto Theater
erstmals auf einer richtig großen Bühne aufführen.
Vorletzten
Sonntag war ich in der Rosebankmall. Das ist ein riesiges
Einkaufszentrum, in dem man alle westlichen Marken finden kann. Das
Beste was jedoch der top Roof market, ein traditionell afrikanischer
Handwerksmarkt, auf dem ich mir zwei paar wunderschöne Ohrringe
gekauft habe.
Erschreckend
war an dem Wochenende der Schwarz-Weiß Kontrast. In Soweto waren 1%
der Personen weiß (meine Mitbewohnerin, zwei DFL Mitarbeiter und ich
gegenüber 400 Farbigen) und in der Mall waren es bestimmt fast 50%.
Unter
der vergangenen Woche ist auch meine neue Mitfreiwillige Judith
angekommen, nun leben wir zu dritt in unserer Wohnung. Außerdem
liefen ganz viele Vorbereitungen für das letzte Wochenende denn dort
fand das Mountse East festival statt. Das Festival ging von
Donnerstag bis Sonntag und war in einer kleinen Stadt auf dem Land
c.a. 3-4 Autostunden nordöstlich von Johannesburg. Auf der fahrt
dorthin habe ich erstmals begreifen können wie groß Südafrika ist.
Man kann riesige nahezu unberührte Landschaften sehen und die
Straßen gehen kilometerlang einfach geradeaus und es ist kein
anderes Auto in Sicht.
In
Mountse East angekommen sind wir zuerst zu unserer super schönen
Lodge (25°10'39“S 29°21'14“E)gefahren und haben unsere Taschen
abgelegt. Danach hieß es aber wieder rein in die Minibusse und wir
sind wieder an großen Orangenplantagen und anderen Bewässerten
Feldern vorbei gefahren bis wir auf eine staubige Straße abgebogen
sind. Links und rechts standen immer kleine Bungalows teilweise
hinter großen Mauern, teilweise aber nur durch einen einfachen Zaun
getrennt. Nach einiger zeit sind wir dann endlich an einem recht neu
gebautem Amphitheater (25°17'10“S 29°11'40“E)angekommen,
dieses war der Hauptveranstaltungsort des Festivals. Judiths und
meine Aufgabe für den Vormittag was es zunächst mit einer
Mitarbeiterin von DLF Snacks kaufen zu fahren und diese anschließend
zusammen mit den Lunchpaketen an der verschiedenen
Veranstaltungsorten (einer Schule, einem Sportgelände und dem
Theater ) zu verteilen. Am Nachmittag sind Judith und ich mit den
MADT (Master of Drama Therapie) Studenten zu einem Waisenheim
gefahren, da für diese Kinder kein Bustransport zur Veranstaltung
organisiert wurde. Wir sollten einfach ein bisschen mit den Kindern
spielen und anschließend die Snacks verteilen. Das Spielen stellte
sich jedoch als etwas schwierig heraus, da einige der Kinder kein
Englisch sondern nur Shoto verstanden haben (sie waren größten
teils erst 2 bis 7 ). Glücklicherweise hatten wir eine Trommel, eine
Art Xylophon, ein Hula-Hup-Reifen und einen Fußball dabei. So ließ
sich schlussendlich für jeden etwas finden, das auch ohne Sprach
funktionierte, da die Studenten zwar Afrikaans und Zulu aber kein
Shoto sprachen.
Nach
einer äußerst kreativen Feedback runde ging es in den 3 Minibussen
mit jeweils knapp 20 Personen zurück zur Lodge. Auf der 30 minütigen
fahrt wurde ausgelassen zu einem Grundrhythmus getrommelt, gerasselt
und gesungen. Die allein von zuhören entstehende gute Laune blies
die beginnende Müdigkeit (wie sind um 4:30 aufgestanden und es waren
35°C den Tag über ) weg. Nach einem köstlichem Abendessen und
einem Meeting durften wir endlich um 21:00 schlafen.
Am
Freitag ging es nach einem ausgiebigem Frühstück (mit Rührei und
Würstchen die man mit dänischen Pølsern
vergleichen kann) zum Theater. Dort haben wir (Judith und ich ) bei
einem Workshop der MAAD (Master of applied Drama) zugeschaut und hin
und wieder Szenen gefilmt. Nachdem wir auch an diesem Tag Lunchpakete
verteilt hatten sind wir zu einem anderem Waisenheim gefahren. Hier
waren die Kinder etwas älter und das Gelände bot mehr
Spielmöglichkeiten. Die meisten der Kinder verstanden auch ein wenig
Englisch und dieses mal war auch jemand dabei der das ein oder andere
auf Shoto bwz. Englisch übersetzt hat. Die Kinder dort haben mir ein
interessantes Geschicklichkeitsspiel gezeigt. Man benötigt nur eine
Hand voll Kieselsteine und flachen Untergrund. Man muss dabei eine
Stein mit einer Hand hochwerfen, mit der gleichen Hand ein paar
Steine von den übrigen separieren und mit der gleichen Hand den
hochgeworfenen Stein wieder Fangen. Anschließend wirft man den Stein
wieder hoch schiebt alle separierten Steine bis auf einen wieder zu
den anderen zurück und fängt den hochgeworfenen Stein nochmals. Was
bei den Kindern spielend leicht aussieht ist in Wirklichkeit gar
nicht so einfach und braucht auch nach Angaben der Kinder viel Übung,
aber da es zu ihren absoluten Lieblingsspielen gehört fangen schon
die ganz kleinen an. Ziel der Spieles ist es übrigens so viele
Steine wie möglich zu bekommen, gespielt wird oft zu zweit aber auch
alleine oder mit mehreren macht es Spaß sobald man es halbwegs
gelernt hat.
Nach
der Feedbackrunde und der lustigen fahrt zurück zur Lodge gab es
Abendessen. Dabei habe ich Pap probiert. Das ist ein fester, pappiger
Maisbrei, das so ähnlich wir Reis schmeckt aber deutlich mehr
sättigt.
Am
Samstag was dann der Hauptveranstaltungstag, an dem noch mehr Kinder
und zusätzlich noch zwei Chöre, davon einer aus Dänemark, gekommen
sind. Für den Vormittag hatte ich mit einer MADT Studentin während
der Woche einen kleinen Workshop zum Thema Improvisationstheater
vorbereitet, bei dem Judith uns nun helfen sollte. Nachdem wir unsere
Kinder (c.a. 20 in der Altersklasse 9 bis 11) um uns versammelt
hatten, sind wir mit ihnen zum Sportgelände gegangen auf dem ins ein
kleiner Raum im Vereinshaus zugewiesen wurde. Schnell stellte sich
heraus, dass es nicht ganz die von uns erhoffte Altersgruppe war (
Überlegung war, dass die Kinder mit 9 schon Englisch verstehen).
Also haben wir schnell jemanden gesucht der für uns einiges in Shoto
übersetzen konnte. Die ersten Warm-up-Übungen klappten Dank
Übersetzung auch ganz gut. Danach wollten wir eine Einwortgeschichte
machen. Nachdem erst niemand anfangen wollte ist die Geschichte nach
wenigen Wörtern auch nicht mehr weitergegangen, da sich die Kinder
entweder nicht den bisherigen Anfang gemerkt hatten oder nicht
wussten was sie sagen sollten. Darauf hin haben wir dann alle Spiele
mit Konzentration oder vielen Wörtern weggelassen und haben uns mehr
auf schauspielerische Übungen mit viel Bewegungen konzentriert. Das
klappte dann Deutlich besser. Zum Mittagessen mussten sich dann alle
schätzungsweise 200 Kinder in den Gruppen in einer Schlange
anstellen und warten bis sie an der Reihe waren. Das hat
erstaunlicherweise gut geklappt, obwohl wir in der vollen Mittagssonne
mindestens 15 min gewartet haben. Zum Mittagessen habe ich mich neben
die Kinder auf eine Mauer gesetzt. Als ich fertig war und
aufgestandenen bin um zu den anderen Studenten zu gehen, sind mir die
Kinder ohne Aufforderung gefolgt. Ich hatte das Gefühl, dass sie
mich während ich gegessen habe immer ein wenig beobachtet haben und
aus irgendeinem Grund ( wahrscheinlich nicht nur weil
ich weiß bin !!! )auf mich fixiert waren. Nach dem Mittagessen sind
wir zurück zum Amphitheater gegangen wo die Aufführungen von den
Chören waren. Dabei stand der dänische Chor den afrikanischen in
nichts nach. Schöne Traditionell afrikanische Musik in einer (oder
mehreren ? ) Sprache die ich nicht verstehe oder aussprechen kann
jedoch pure Energie und Lebensfreude verbreitet. Zum Schluss war die
Bühne für alle geöffnet und von einem DJ wurde weitere
Afrikanische Musik gespielt. Dabei konnte ich ein unglaubliches
Rhythmusgefühl bei allen nicht Europäern (also allen außer bei
Professor Wolfgang Sting, Ina, Judith und mir) bewundern. Am Ende
sind dann nochmal einige von den Kindern die ich betreut habe zu mir
gekommen und haben mich zum Abschied umarmt. Das hat mich sehr an die
S (und z.t. M) Kinder bei den KinderBibelTagen erinnert, es hat mir
gezeigt dass die Kinder auf der Anderen Seite der Erde zwar (vlt.
Durch einen anderen Kulturellen Hintergrund) anders auf manche Spiele
reagieren aber im Grundsatz die selben Bedürfnisse haben.
Am
Samstag Abend hatte ich mein erstes Braai, das ist die
Südafrikanische art zu Grillen. Dabei gibt es den Braai-Master (in
meinem Fall 5 Studenten, da wie c.a. 45 Personen waren und das
alleine nicht machbar wäre) der dafür zuständig ist, dass das
Fleisch und Gemüse Perfekt gebraten ist. Dabei wird von einem
separat entzündetem Lagerfeuer immer wieder heiße Glut unter den großen Grillrost gelegt, sodass kein direktes Feuer das Fleisch /
Gemüse berührt. Das Grillen an sich ist anscheinend reine
Männersache bei der der Braai-Master immer die Oberhand hat. Der
Rest, also Frauen und nicht zu den Braai-Master dazugehörigen Männer
kommen erst zum essen wenn alles Gegrillt wurde. Zum Fleisch (Lamm
uns Hühnchenstücke sowie grobe Würstchen) gab es Pap, Reis,
Tomatensauce, Krautsalat und griechischer Salat.
Nach
einem schönem Abend, bereichert durch Portry-Slam Vorträge und
Musikalische Einlagen, und einem letztem Frühstück haben wir dann
leider die Lodge verlassen müssen. Geplant waren ein Zwischenstopp
beim Supermarkt um sich Verpflegung für die 3 Stündige fahrt zu
besorgen und ein kleiner Toilettenstopp nach ungefähr der Hälfte
der Zeit. Dieser Plan geriet allerdings ein wenig aus den Fugen als
einer der drei Minibusse nach einer Stunde Fahrzeit von einer
Polizeikontrolle angehalten wurde und die Beamten nach kurzem suchen
feststellten das der Fahrer nicht die richtigen Papiere dabei hatte.
Infolge dessen haben wir eineinhalb Stunden irgendwo im nirgendwo
(25°31'38“S 28°58'27“E) gewartet. Da wir alle nichts besseres
zu tun hatten haben alle irgendwelche Fotos gemacht. (zugegeben, die
verbannte Erde, das gelbe Gras und der blaue Himmel haben tolle
Kontraste geliefert und eigneten sich als Fotowand für jeden Haut
und Kleidungstyp). Während dieses Stopps habe ich außerdem Biltong
probiert. Biltong ist getrocknetes Fleisch (in meinem Fall vom Rind,
es gibt aber verschiedenste Sorten), dass entweder in kleine Stücke
geschnitten wird (so wie Giros) oder in einer Art Wurst (sieht
bisschen aus wie Hundeknabberstangen) abgepackt verkauft wird. Der
Geschmack ist so ähnlich wie Luftgetrockneter Schinken und es wird
hier als Pausensnack gegessen. Außer diesem einen ungeplantem
Zwischenhalt sind wir noch ein Paar mal für 5 Minuten
Stehengeblieben da die Straße auf der Länge von mehreren Kilometern
(zumindest gefühlt) aufgrund einer Baustele zur Einbahnstraße
gemacht wurde welche von Ampeln geregelt wurde.
Da
wir schließlich wegen der Pausen erst um 15:00 wieder in Joburg
waren und das Wochenende quasi durchgearbeitet haben gab uns Warren
(Der Oberste Programmdirektor und Chef von dem kompletten Projekt )
für Montag Frei.
Den
Tag haben wir genutzt um richtig auszuschlafen und Judith den weg zur
Uni und den Campus zu zeigen. Dienstag war dann ein ganz normaler
Arbeitstag, irgendwie ist da schon ein wenig Alltag.
Gestern
um Heritage Day fand wie schon beschrieben die Aufführung der drei
besten Stücke im Soweto Theater statt. Beim zweiten mal anschauen
habe ich auch gleich mehr verstanden obwohl auch gestern nur c.a.
50% in Englisch war. Auf der Rückfahrt hat der Minibusfahrer beim
Tanken dann Diesel mit Benzin verwechselt. Das bedeutete dass wir
20 Minuten auf Tankstelle standen bevor ein anderer Minibus
gekommen ist. Heute haben auch viele Personen besondere Kleidung
getragen die, sofern man mit der Afrikanischen Kultur vertraut wäre
Rückschlüsse auf die Herkunft geben. Am Heritageday sollen sich
alle Südafrikaner in den Familien auf ihre ursprünglichen Wurzeln
zurückbesinnen. Das findet in den meisten Familien dann zusammen mit typisch
afrikanischem Essen, dem Braai, statt . Deshalb wird der Tag auch
National Braai Day genannt.
Ich
hoffe ich habe euch nicht mit zu vielen Einzelheiten aufgehalten,
aber ich wusste einfach nicht wie ich euch sonst berichten sollte was
so geschehen ist. Teilweise sind es manchmal die kleinen Dinge die in
der Erinnerung bleiben.
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