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Donnerstag, 25. September 2014

Soweto, Rosebank und Mountse East


Es ist schon wieder zwei Wochen her, dass ich euch berichtet habe was hier bei mir so passiert.. Daher wird dieser Eintrag auch etwas länger, ich hoffe ihr findet trotzdem Zeit euch durchzulesen was ich alles erlebt habe. Erstmal kann ich euch nun ein paar Bilder von Südafrika zeigen. Außerdem habe ich jetzt auch an meinem Laptop Internet (ich kann endlich wieder ä, ö, ü und ß schreiben !!! ), solange ich nicht mein ein GB pro Monat schon verbraucht habe ;) .
In den Letzten 2 Wochen war ich auch außerhalb von meiner bis jetzt vertrauten Umgebung unterwegs.
An mein vorletztem Wochenende war ich am Samstag in Soweto (ehm. SouthWEstTOwnship). Dort haben verschiedenen Schülergruppen (c.a. 8/9 Klasse), die die letzten 7 Wochen von einem Mentor von DFL (Drama For Life) begleitet worden sind, ihre selbst entwickelten Stücke über Probleme aus ihrer Lebenswelt aufgeführt. Charakteristisch waren dabei Themen wie Sexueller Missbrauch, Teenagerschwangerschaften oder Gewalt. Gestern, am Heritage Day, dürften die drei Gewinnergruppen ihre Stücke in Soweto Theater erstmals auf einer richtig großen Bühne aufführen.
Vorletzten Sonntag war ich in der Rosebankmall. Das ist ein riesiges Einkaufszentrum, in dem man alle westlichen Marken finden kann. Das Beste was jedoch der top Roof market, ein traditionell afrikanischer Handwerksmarkt, auf dem ich mir zwei paar wunderschöne Ohrringe gekauft habe.
Erschreckend war an dem Wochenende der Schwarz-Weiß Kontrast. In Soweto waren 1% der Personen weiß (meine Mitbewohnerin, zwei DFL Mitarbeiter und ich gegenüber 400 Farbigen) und in der Mall waren es bestimmt fast 50%.
Unter der vergangenen Woche ist auch meine neue Mitfreiwillige Judith angekommen, nun leben wir zu dritt in unserer Wohnung. Außerdem liefen ganz viele Vorbereitungen für das letzte Wochenende denn dort fand das Mountse East festival statt. Das Festival ging von Donnerstag bis Sonntag und war in einer kleinen Stadt auf dem Land c.a. 3-4 Autostunden nordöstlich von Johannesburg. Auf der fahrt dorthin habe ich erstmals begreifen können wie groß Südafrika ist. Man kann riesige nahezu unberührte Landschaften sehen und die Straßen gehen kilometerlang einfach geradeaus und es ist kein anderes Auto in Sicht.
In Mountse East angekommen sind wir zuerst zu unserer super schönen Lodge (25°10'39“S 29°21'14“E)gefahren und haben unsere Taschen abgelegt. Danach hieß es aber wieder rein in die Minibusse und wir sind wieder an großen Orangenplantagen und anderen Bewässerten Feldern vorbei gefahren bis wir auf eine staubige Straße abgebogen sind. Links und rechts standen immer kleine Bungalows teilweise hinter großen Mauern, teilweise aber nur durch einen einfachen Zaun getrennt. Nach einiger zeit sind wir dann endlich an einem recht neu gebautem Amphitheater (25°17'10“S 29°11'40“E)angekommen, dieses war der Hauptveranstaltungsort des Festivals. Judiths und meine Aufgabe für den Vormittag was es zunächst mit einer Mitarbeiterin von DLF Snacks kaufen zu fahren und diese anschließend zusammen mit den Lunchpaketen an der verschiedenen Veranstaltungsorten (einer Schule, einem Sportgelände und dem Theater ) zu verteilen. Am Nachmittag sind Judith und ich mit den MADT (Master of Drama Therapie) Studenten zu einem Waisenheim gefahren, da für diese Kinder kein Bustransport zur Veranstaltung organisiert wurde. Wir sollten einfach ein bisschen mit den Kindern spielen und anschließend die Snacks verteilen. Das Spielen stellte sich jedoch als etwas schwierig heraus, da einige der Kinder kein Englisch sondern nur Shoto verstanden haben (sie waren größten teils erst 2 bis 7 ). Glücklicherweise hatten wir eine Trommel, eine Art Xylophon, ein Hula-Hup-Reifen und einen Fußball dabei. So ließ sich schlussendlich für jeden etwas finden, das auch ohne Sprach funktionierte, da die Studenten zwar Afrikaans und Zulu aber kein Shoto sprachen.
Nach einer äußerst kreativen Feedback runde ging es in den 3 Minibussen mit jeweils knapp 20 Personen zurück zur Lodge. Auf der 30 minütigen fahrt wurde ausgelassen zu einem Grundrhythmus getrommelt, gerasselt und gesungen. Die allein von zuhören entstehende gute Laune blies die beginnende Müdigkeit (wie sind um 4:30 aufgestanden und es waren 35°C den Tag über ) weg. Nach einem köstlichem Abendessen und einem Meeting durften wir endlich um 21:00 schlafen.
Am Freitag ging es nach einem ausgiebigem Frühstück (mit Rührei und Würstchen die man mit dänischen Pølsern vergleichen kann) zum Theater. Dort haben wir (Judith und ich ) bei einem Workshop der MAAD (Master of applied Drama) zugeschaut und hin und wieder Szenen gefilmt. Nachdem wir auch an diesem Tag Lunchpakete verteilt hatten sind wir zu einem anderem Waisenheim gefahren. Hier waren die Kinder etwas älter und das Gelände bot mehr Spielmöglichkeiten. Die meisten der Kinder verstanden auch ein wenig Englisch und dieses mal war auch jemand dabei der das ein oder andere auf Shoto bwz. Englisch übersetzt hat. Die Kinder dort haben mir ein interessantes Geschicklichkeitsspiel gezeigt. Man benötigt nur eine Hand voll Kieselsteine und flachen Untergrund. Man muss dabei eine Stein mit einer Hand hochwerfen, mit der gleichen Hand ein paar Steine von den übrigen separieren und mit der gleichen Hand den hochgeworfenen Stein wieder Fangen. Anschließend wirft man den Stein wieder hoch schiebt alle separierten Steine bis auf einen wieder zu den anderen zurück und fängt den hochgeworfenen Stein nochmals. Was bei den Kindern spielend leicht aussieht ist in Wirklichkeit gar nicht so einfach und braucht auch nach Angaben der Kinder viel Übung, aber da es zu ihren absoluten Lieblingsspielen gehört fangen schon die ganz kleinen an. Ziel der Spieles ist es übrigens so viele Steine wie möglich zu bekommen, gespielt wird oft zu zweit aber auch alleine oder mit mehreren macht es Spaß sobald man es halbwegs gelernt hat.
Nach der Feedbackrunde und der lustigen fahrt zurück zur Lodge gab es Abendessen. Dabei habe ich Pap probiert. Das ist ein fester, pappiger Maisbrei, das so ähnlich wir Reis schmeckt aber deutlich mehr sättigt.
Am Samstag was dann der Hauptveranstaltungstag, an dem noch mehr Kinder und zusätzlich noch zwei Chöre, davon einer aus Dänemark, gekommen sind. Für den Vormittag hatte ich mit einer MADT Studentin während der Woche einen kleinen Workshop zum Thema Improvisationstheater vorbereitet, bei dem Judith uns nun helfen sollte. Nachdem wir unsere Kinder (c.a. 20 in der Altersklasse 9 bis 11) um uns versammelt hatten, sind wir mit ihnen zum Sportgelände gegangen auf dem ins ein kleiner Raum im Vereinshaus zugewiesen wurde. Schnell stellte sich heraus, dass es nicht ganz die von uns erhoffte Altersgruppe war ( Überlegung war, dass die Kinder mit 9 schon Englisch verstehen). Also haben wir schnell jemanden gesucht der für uns einiges in Shoto übersetzen konnte. Die ersten Warm-up-Übungen klappten Dank Übersetzung auch ganz gut. Danach wollten wir eine Einwortgeschichte machen. Nachdem erst niemand anfangen wollte ist die Geschichte nach wenigen Wörtern auch nicht mehr weitergegangen, da sich die Kinder entweder nicht den bisherigen Anfang gemerkt hatten oder nicht wussten was sie sagen sollten. Darauf hin haben wir dann alle Spiele mit Konzentration oder vielen Wörtern weggelassen und haben uns mehr auf schauspielerische Übungen mit viel Bewegungen konzentriert. Das klappte dann Deutlich besser. Zum Mittagessen mussten sich dann alle schätzungsweise 200 Kinder in den Gruppen in einer Schlange anstellen und warten bis sie an der Reihe waren. Das hat erstaunlicherweise gut geklappt, obwohl wir in der vollen Mittagssonne mindestens 15 min gewartet haben. Zum Mittagessen habe ich mich neben die Kinder auf eine Mauer gesetzt. Als ich fertig war und aufgestandenen bin um zu den anderen Studenten zu gehen, sind mir die Kinder ohne Aufforderung gefolgt. Ich hatte das Gefühl, dass sie mich während ich gegessen habe immer ein wenig beobachtet haben und aus irgendeinem Grund ( wahrscheinlich nicht nur weil ich weiß bin !!! )auf mich fixiert waren. Nach dem Mittagessen sind wir zurück zum Amphitheater gegangen wo die Aufführungen von den Chören waren. Dabei stand der dänische Chor den afrikanischen in nichts nach. Schöne Traditionell afrikanische Musik in einer (oder mehreren ? ) Sprache die ich nicht verstehe oder aussprechen kann jedoch pure Energie und Lebensfreude verbreitet. Zum Schluss war die Bühne für alle geöffnet und von einem DJ wurde weitere Afrikanische Musik gespielt. Dabei konnte ich ein unglaubliches Rhythmusgefühl bei allen nicht Europäern (also allen außer bei Professor Wolfgang Sting, Ina, Judith und mir) bewundern. Am Ende sind dann nochmal einige von den Kindern die ich betreut habe zu mir gekommen und haben mich zum Abschied umarmt. Das hat mich sehr an die S (und z.t. M) Kinder bei den KinderBibelTagen erinnert, es hat mir gezeigt dass die Kinder auf der Anderen Seite der Erde zwar (vlt. Durch einen anderen Kulturellen Hintergrund) anders auf manche Spiele reagieren aber im Grundsatz die selben Bedürfnisse haben.
Am Samstag Abend hatte ich mein erstes Braai, das ist die Südafrikanische art zu Grillen. Dabei gibt es den Braai-Master (in meinem Fall 5 Studenten, da wie c.a. 45 Personen waren und das alleine nicht machbar wäre) der dafür zuständig ist, dass das Fleisch und Gemüse Perfekt gebraten ist. Dabei wird von einem separat entzündetem Lagerfeuer immer wieder heiße Glut unter den großen Grillrost gelegt, sodass kein direktes Feuer das Fleisch / Gemüse berührt. Das Grillen an sich ist anscheinend reine Männersache bei der der Braai-Master immer die Oberhand hat. Der Rest, also Frauen und nicht zu den Braai-Master dazugehörigen Männer kommen erst zum essen wenn alles Gegrillt wurde. Zum Fleisch (Lamm uns Hühnchenstücke sowie grobe Würstchen) gab es Pap, Reis, Tomatensauce, Krautsalat und griechischer Salat.
Nach einem schönem Abend, bereichert durch Portry-Slam Vorträge und Musikalische Einlagen, und einem letztem Frühstück haben wir dann leider die Lodge verlassen müssen. Geplant waren ein Zwischenstopp beim Supermarkt um sich Verpflegung für die 3 Stündige fahrt zu besorgen und ein kleiner Toilettenstopp nach ungefähr der Hälfte der Zeit. Dieser Plan geriet allerdings ein wenig aus den Fugen als einer der drei Minibusse nach einer Stunde Fahrzeit von einer Polizeikontrolle angehalten wurde und die Beamten nach kurzem suchen feststellten das der Fahrer nicht die richtigen Papiere dabei hatte. Infolge dessen haben wir eineinhalb Stunden irgendwo im nirgendwo (25°31'38“S 28°58'27“E) gewartet. Da wir alle nichts besseres zu tun hatten haben alle irgendwelche Fotos gemacht. (zugegeben, die verbannte Erde, das gelbe Gras und der blaue Himmel haben tolle Kontraste geliefert und eigneten sich als Fotowand für jeden Haut und Kleidungstyp). Während dieses Stopps habe ich außerdem Biltong probiert. Biltong ist getrocknetes Fleisch (in meinem Fall vom Rind, es gibt aber verschiedenste Sorten), dass entweder in kleine Stücke geschnitten wird (so wie Giros) oder in einer Art Wurst (sieht bisschen aus wie Hundeknabberstangen) abgepackt verkauft wird. Der Geschmack ist so ähnlich wie Luftgetrockneter Schinken und es wird hier als Pausensnack gegessen. Außer diesem einen ungeplantem Zwischenhalt sind wir noch ein Paar mal für 5 Minuten Stehengeblieben da die Straße auf der Länge von mehreren Kilometern (zumindest gefühlt) aufgrund einer Baustele zur Einbahnstraße gemacht wurde welche von Ampeln geregelt wurde.
Da wir schließlich wegen der Pausen erst um 15:00 wieder in Joburg waren und das Wochenende quasi durchgearbeitet haben gab uns Warren (Der Oberste Programmdirektor und Chef von dem kompletten Projekt ) für Montag Frei.
Den Tag haben wir genutzt um richtig auszuschlafen und Judith den weg zur Uni und den Campus zu zeigen. Dienstag war dann ein ganz normaler Arbeitstag, irgendwie ist da schon ein wenig Alltag.
Gestern um Heritage Day fand wie schon beschrieben die Aufführung der drei besten Stücke im Soweto Theater statt. Beim zweiten mal anschauen habe ich auch gleich mehr verstanden obwohl auch gestern nur c.a. 50% in Englisch war. Auf der Rückfahrt hat der Minibusfahrer beim Tanken dann Diesel mit Benzin verwechselt. Das bedeutete dass wir 20 Minuten auf Tankstelle standen bevor ein anderer Minibus gekommen ist. Heute haben auch viele Personen besondere Kleidung getragen die, sofern man mit der Afrikanischen Kultur vertraut wäre Rückschlüsse auf die Herkunft geben. Am Heritageday sollen sich alle Südafrikaner in den Familien auf ihre ursprünglichen Wurzeln zurückbesinnen. Das findet in den meisten Familien dann zusammen mit typisch afrikanischem Essen, dem Braai, statt . Deshalb wird der Tag auch National Braai Day genannt.

Ich hoffe ich habe euch nicht mit zu vielen Einzelheiten aufgehalten, aber ich wusste einfach nicht wie ich euch sonst berichten sollte was so geschehen ist. Teilweise sind es manchmal die kleinen Dinge die in der Erinnerung bleiben.


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