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Freitag, 24. April 2015

March against Xenophobia

Liebe Blogleser,
schonwieder schreibe ich über Xenophobia, jedoch mit sehr schönen Nachrichten. Vielleicht habt ihr sogar von dem Einsatz der Südafrikanischen Armee in dem Township Alexandria im Norden von Johannesburg gehört. Leider interessieren sich die Menschen eher für Mord und Todschlag als für friedliche Dinge, weshalb ich in den deutschen Medien nahezu nix über eine wunderbare Veranstaltung gestern in Johannesburg gefunden habe. Mit folgendem Post möchte ich das Versagen der deutschen Medien ein wenig retten. Ich lasse nicht zu, dass die Aktionen von c.a. 600 Menschen das Bild, dass die Welt von Südafrika hat ruinieren! Diese 600 Menschen sind absolut keine repräsentative Mehrheit bei  einer Bevölkerung von c.a. 54 Millionen!

Die ganze Woche über waren in meiner Umgebung ständig Projekte oder Veranstaltungen gegen Xenophobia und für die Opfer der Attacken. Das Büro von Drama for Life ist als "Save Place" deklariert worden und ein einem bestimmten Raum wird von der MA Dramatherapie Absolventen eine Betreuung und Reflexion für Opfer angeboten. Auf unserem Flur steht eins Kiste mit Materialspendenaufruf für Flüchtlingslager. Nahezu jeden Tag gibt es in der mittagspause auf dem Campus Aktionen von Studentengruppen die Singen und Transparente halten.

Am Dienstag Abend war ich zusammen mit Judith, Johannes und ein paar Freunden aus Hillbrow bei einer Veranstaltung von  Lead SA auf dem Contitution Hill. es war zum Teil als ruige veranstaltung zum gedenken der Opfer gedacht, mit Kerzen anzünden, Nationalhymne und reden. Im weiteren Verlauf entwickelte sich jedoch eine dynamische fröhliche Stimmung. Es wurde mit Plakaten in der Hand zu Liedern getanzt. Da ich die Texte nicht versanden habe (es handelte sich nicht um englisch) kann ich nur wiedergeben was ich beim Nachfragen erfahren habe. Die Hauptbotschaft dieser Lieder war Frieden, Gleichheit, Menschlichkeit, Vereinigung in Afrika.
Dieses Foto wurde von dem Fotographen Evans Mathibe fotographiert auf dem Contitution Hill
 Gestern waren Judith und ich zusammen mit einigen Studenten und Mitarbeitern von DFL beim grossen Peopels March. Es war einfach unglaublich in dieser Masse zu sein. die Schätzungen liegen zwischen 25.000 und 30.000 Menschen die mit bunten Plakaten, Fahnen und Transparenten fröhlich rufend durch dir Strassen von Johannesburg gezogen sind. Viele der Lieder und Sprechchöre habe ich zwar aufgrund der Sprache nicht verstanden, jedoch handelten sie wie schon am Vorabend von Frieden, Gleichheit, Menschlichkeit, Vereinigung in Afrika.

Hier kommen noch ein paar interessante Links zur Berichterstattung über Johannesburg. Zunaecht zwei echt gute berichte aus den Südafrikanischen Medien:
News24
SApeople
BBC

und jetzt die beiden schlechten Artikel aus den deutschen Medien, die ARD hat es trotz vorheriger Berichterstattung aus Johannesburg über die Gewalt nicht hinbekommen ein Reporter vorbei zu schicken ! Und Zeit und Spiegel schreiben so ziemlich das gleiche, da sie auch keine eigenen Leute vor Ort hatten. Dazu nennen sie sogar eine wahrscheinlich falsche Zahl der Teilnehmer !

Zeit

Spiegel


Von nun an lasse ich mal ein paar Bilder und Videos sprechen... alles aufgenommen mit Judith's Kammara



































Freitag, 17. April 2015

Xenophobia

Liebe Bloggleser,

eigentlich wollte ich mich mit einem erfreulicherem Thema uns schönen Fotos aus meinem Urlaub mit meiner Familie zurückmelden, jedoch lassen mir die Aktuellen Geschehnisse in Südafrika keine Ruhe. Vielleicht habt ihr Anfang der Woche von den Xenophobia (PONS: „Fremdenhass“ ich hätte es eher mit „Angst vor Fremden“ übersetzt) attacs mitbekommen. Das thema Xenophobia ist für mich nicht neu, seit Anfang des Jahres gibt es immer mal wieder trauringen Anlass darüber zu sprechen.
Für alle die das Wort noch nie gehört haben, werde ich kurz erklären worum es sich handelt. Mit Xenophobia werden speziell in Südafrika alle Verbrechen bezeichnet die von (schwarzen) Südafrikanern gegen (schwarze) Einwandere und Flüchtlinge (aus Zimbabwe, Botswana, Malawi, Äthiopien, Mosambik und anderen Afrikanischen Staaten) getätigt werden. Der Begriff wird getrennt von Rassismus verwendet, welcher in Südafrika meistens einen Konflikt zwischen Schwatz und Weiß bezeichnet. Da für mich die Übersetzung von PONS sehr hetzerisch klingt werde ich im folgenden auch nur von Xenophobia sprechen, was der englische (und somit der von mir der meist gehörte) und griechische (und somit etwas nüchtern/wissenschaftlich/objektiv klingender) Ausdruck ist.
Auslöser einer solchen Gewalttat kann vieles sein. In Januar und Februar wurde in Soweto ein Kind eines Südafrikaners von einem Pakistanischem Ladenbesitzer erschossen. Darauf hin wurden sämtliche kleine Läden mit Pakistanischen und Indischen Besitzern von Südafrikanern gestürmt und geplündert. Der wahre Hintergrund ist, dass in diesen Läden oft die Waren etwas billiger angeboten werden und somit Südafrikanern weniger Kunden haben.
Ein häufig benutztes Argument der Südafrikanern ist, dass die Einwanderer ihnen die Arbeitsplätze wegnehmen würden. Anfangen haben die aktuellen Ausschreitungen nach einer Rede vom Zulu König Goodwill Zwelithini. In Südafrika haben die Oberhäupter der sog. Tribes ( PONS: Stämme d.h. Zulu, Xhosa, Swana, Nebele, Shoto, San, Pedi, Venda, Twsonga, Swati) zum Teil immer noch sehr hohes Ansehen und Macht, obwohl sie nach der Verfassung ganz normale Bürger sind. Dieser König forderte alle Ausländer auf, Südafrika zu verlassen. Darauf hin attackierte eine Gruppe von radikalen Zulus Stadtteile von Durban in denen besonders viele Einwanderer leben. Einige Menschen wurden daraufhin auf äußerst brutale und bestialische Art und Weise ermordet (an dieser Stelle möchte ich keine weiteren Beschreibungen machen, es existieren genug Bilder im Internet). Auch wenn ich nicht zu den direkten Zielen solcher Gewalttaten gehöre, finde ich es sehr beängstigend, dass Menschen in dem Land in dem ich nun mal lebe nur aufgrund ihrer Nationalität getötet werden, und das nur c.a. 8 Stunden Fahrzeit südlich von mir. Eine andere ELM Freiwillige hat gestern folgendes über Facebook veröffentlicht:
 „Seit ca. 2 Wochen gibt es in den umliegenden Townships von Durban immer mehr Ausschreitungen von Südafrikanischer Seite gegen Ausländer, besonders Flüchtlinge.
Am Dienstag kam es ebenfalls zu Ausschreitungen in der Innenstadt Durbans. Unter anderem genau in dem Viertel, in dem mein Projekt ist, was ein Flüchtlingskindergarten ist. In den umliegenden Straßen wohnen ebenfalls sehr viele Ausländer.
Um die Mittagszeit kamen meine Mitarbeiter schreiend und weinend rein und meinten, dass die Menschengruppe hier sei und auch uns attackieren wird. Zur selben Zeit kamen die Eltern der Kinder zum Teil weinend in die Klassen und haben ihre Kinder geschnappt und sind nach Hause gelaufen. Sie haben geschriehen 'They are coming to kill us.' Ich habe meinen Mitbewohner Diego angerufen und ihn angefleht mich abzuholen, denn zum Glück wurden die Menschenmassen, die mit Buschmessern und Äxten bewaffnet war, noch auf der Querstraße zurück gehalten. Als wir dann los gefahren sind sahen wir die schreienden Menschen, angezündete Autoreifen und Polizei. Wir sind noch aus der Innenstadt raus gekommen und haben ebenfalls schnell unsere Mitbewohnerin Kim Ly abgeholt, da sie auch in einem der betroffenen Stadtteilen arbeitet. Soweit sind wohl alle meine Mitarbeiter, die auch so gut wie alle Ausländer sind und die Kinder aus der Schule sicher.
Aber direkt in meiner Projektgegend wurden Menschen auf brutale Art getötet, ich darf für die nächsten Tage nicht mehr in mein Projekt. In der Stadt ist sind die Ausschreitungen soweit unter Kontrolle, aber in den Townships noch längst nicht.
Hier dazu noch ein Beitrag auf dem Blog meiner Mitbewohnerin Kim Ly.
https://otterpfote.wordpress.com/…/xenophobie-attacken-auf…/

Heute Morgen im Büro habe ich noch mehr erfahren. Es ist ein Zug mit radikalen Zulu Anhängern nach Gauteng unterwegs, wahrscheinlich nach Johannesburg und Pretoria. Anzio, unser Mitbewohner, ist wie viele andere sehr besorgt um die Sicherheitslage. „Ich kann euch nur davon abraten am Wochenende aus der Wohnung zu gehen. Das sage ich nicht nur euch sondern auch allen meinen Freunden und meiner Familie. Ich kann es euch nicht verbieten raus zu gehen, doch mache ich mir sorgen.“ Ein weitere Mitarbeiter traut sich nicht mehr mit seinem Auto durch die Stadt zu fahren, da er ein Kennzeichen aus Botswana hat, selbst der Security Angestellt der bei uns unten im Haus sitzt fühlt sich nicht sicher. Dazu kommt eine mehr oder weniger offizielle Bombendrohung von Boko Haram in der erwähnt wird, dass sie handeln werden, falls sich die Lage in Süd Afrika nicht in den nächsten 24 Stunden verbessert hat. Mir machen diese sachen natürlich auch Angst, doch solange ich keine Nachrichten von der Deutschen Botschaft in Pretoria bekomme, ist die Lage für mich noch recht sicher. Natürlich bin ich sehr vorsichtig und werde mich nicht in Gefahr begeben, bitte macht euch keine Sorgen. Ich informiere mich zur Zeit bei nahe zu jeder Aktion bei meinem Südafrikanischen Mitmenschen, ob es ein Sicherheitsrisiko gibt.
Jedoch gibt es auch sehr viele Gegenaktionen von WITs und Drama For Life. Unter den folgenden Links und Hash-Tags (#) bekommt ihr einen kleinen Einblick. https://www.facebook.com/witsdramaforlife?fref=ts #‎XenophobicAttacksSouthAfrica #NotInOurName #XenophobiaSA .

Vorletzten Donnerstag hat DFL in der wöchentlichen Townhall auch an das Al Shabab Attentat in der Universität von Garissa erinnert bei dem durch die vier Attentäter 148 vorwiegend Christliche StudentInnen getötet wurden. Der Hash-Tag #148IsNotJustANumber macht darauf aufmerksam, dass dieses Attentat nicht wie gewöhnlich einfach zu den Akten gelegt werden kann und die Zahl 148 in irgend eine Statistik einfließt. ‪#‎KenyaMassacre‬ #‎GarissaAttack‬
Zum Thema Boko Haram möchte ich nochmal darauf aufmerksam machen, dass schon 368 Tage vergangen sind seit die 273 Nigerianischen Schulmädchen gekidnappt wurden. ‪#‎bringbackourgirls‬ Dieses Thema wurde mittlerweile nahezu komplett aus den Nachrichten verdrängt !
Diese ganzen schrecklichen Nachrichten erinnern mich ein wenig daran, was gerade in Deutschland für eine Stimmung herrscht. Asylantenheime werden Abgebrannt und es wird immer schwieriger überhaupt Asyl in der EU zu bekommen. Bürgermeister treten aufgrund von belästigungen durch Rechtsaktivisten von ihrem Amt zurück! Bitte denkt beim Lesen dieses Textes daran dass wir alle Menschen sind. Wir bezeichnen uns als Homo Sapiens. Doch kein Anderes Tier ist so dumm und schlachtet sich aufgrund so nebensächlicher Sachen wie der formellen Staatsangehörigkeit ab! Ich möchte mir nicht vorstellen wohin diese globalen Tendenzen führen sollen.
Schließlich ist mir noch eine große Bildungslücke aufgefallen. In unserer Schullaufbahn wird NIE über den Genozid 1994 in Ruanda gesprochen. Bis ich vor kurzem ein Theaterstück über das geschehen gesehen hatte und im Rahmen der Townhall an den 21. Jahrestag erinnert wurde wusste ich nichts davon. #‎RwandaGenocideRemembered‬ Wenn man überhaupt über Geschichte nach dem Mauerfall spricht, spricht man über das Ende der Apartheid aber nicht über Ruanda. Ich fände es sehr schön, wenn die Damen und Herren im Kultusministerium beim Planen des Curiculums für Geschichte/Politik auch auf nicht Europäische weltbewegende Ereignisse achten würden. Ebenfalls das Thema Apartheid findet sehr wenig Erwähnung im Unterricht. Von Themen wie „Chritical Whiteness“ mal ganz zu schweigen :X ;)

Ich halte euch auf dem Laufenden über die entwicklungen in Johannesburg