Translate

Dienstag, 31. Januar 2017

Zeitsprung

Südafrika lässt mich nicht mehr los, auch wenn ich mittlerweile seit 3 Semestern Biochemie studiere, komplett andere Themen meinen Tag beherrschen, ich werde mein Jahr in Südafrika nicht vergessen. Es muss nur irgendwo die Südafrikanische Flagge oder eine südafrikanische Sprache auftauchen und schon habe ich wunderbare Bilder im Kopf. Diese Bilder habe ich zum Teil in diesem Blog sprachlich oder bildlich veröffentlicht, manche sind aber auch sehr Persönlich und nicht dafür gedacht für immer im Web hin und her zu schwirren.
Ich möchte nur kurz erklären warum der Blog ganz plötzlich am 10. Juli 2015 endet.

Mein Abreisedatum aus Johannesburg war der 31. August 2015. In der Zwischenzeit ist allerdings noch einiges passiert. Am 27. Juli ist meine Projektpartnerin Judith wieder nach Deutschland geflogen und ich habe somit 3 Wochen fast gar kein Deutsch mehr gesprochen. Das hat dazu geführt, dass ich nocheinmal tiefer eintauchen konnte in das Leben in Johannesburg, ich habe gemerkt dass ich nicht mehr viel Zeit in Südafrika habe und dies effektiv nutzen möchte. Ich habe einfach das Gefühl in Johannesburg zu sein voll ausgekostet, mein Blickwinkel hat sich auf das hier und jetzt verschoben und ich wollte manchmal ein wenig verdrängen, dass ich auch irgendwann von dieser wunderbaren Stadt Abschied nehmen muss. In dieser Zeit habe ich auch mein 19. Geburtstag gefeiert, mal etwas anderes ganz ohne Familie oder alte Freunde und vorallem zur "falschen" Jahreszeit im Winter bei maximal 15°C.
Das ich wieder zurück nach Deutschland gehe habe ich so richtig gemerkt, als die neuen Freiwilligen in die Wohnung eingezogen sind und ich die Aufgabe hatte alles an sie weiter zu geben. Es war nun jemand neues dafür zuständig über den Campus zu laufen und alles zu organisieren. Meine Abschiedspartys waren oft gleichzeitig auch Willkommenfeiern für die neuen Freiwilligen, ich habe bei den meisten Projekten sehen können, dass die in guten neuen Hände gelegt wurden.

Abschied in Südafrika und Ankommen in Deutschland ist so viel schwerer als der Abschied aus Deutschland ein Jahr zuvor. Abschied in Südafrika bedeutet, zu wissen, dass man die Personen mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr so leicht treffen kann, und selbst wenn, ist es mehr zu Besuch sein als wirklich dort zu leben. Der Kullturschock in Südafrika war ein neues cooles Abendteuer, etwas zeitlich begrenztes. Bei der Ankunft in Deutschland ist es wie das anziehen alter Kleidung, die man seit Jahren in der letzten Ecke vom Kleiderschrank findet, es ist immernoch so wie früher, passt aber an manchen stellen nicht mehr so perfekt. Nach einem Jahr in einer hektischen Metropole war mir mein Heimatort einfach zu klein, ruhig und vorallem einheitlich. Mir fehlte die Gewohnte Vielfalt an Menschen mit ihren Sprachen und Kleidungsstielen. Auch jetzt, nach 1,5 Jahren bin ich jedesmal glücklich in der Öffentlichkeit nicht nur Deutsch hören zu müssen. #refugeeswelcome  . Auch frühere Freundschaften lassen sich nicht so einfach weiterführen, alle entwickeln sich nach dem ABI für sich selbst, man ist nichtmehr auf den zusammenhalt in der Schule angewiesen. In Südafrika gibt es logischerweise andere Einflüsse als in Deutschland. Diese Differenzen die in Deutschland auftauchen sind in manchen fällen leider nicht einfach zu vereinen.
Aber durch das Freiwilligenjahr habe ich auch viele neue Freundschafften mit anderen Freiwilligen schließen können, besonders wichtig in Deutschland war daher die Nachbereitung in Hermansburg beim ELM gut eine Woche nach meiner Ankunft. Neben sehr viel Reflektion geht es bei der Nachbereitung aich um den Blick nach vorne, also um die Frage wie man dass, was man aus dem Einsatzland mitgenommen hat auch in Deutschland anwenden kann.
Sehr wichtig für mich war die Mitarbeit bei der Auswahl der neuen Freiwilligen, war ein gutes Gefühl zu wissen, wer die vormals eigenen Aufgaben am besten erfüllen kann.

Ein Weitere sehr wichtiger Punkt ist das mehr oder weniger regelmäßige Austauschen mit anderen zurückgegehrten Freiwillige auch aus anderen Jahrgängen oder Ländern. Dazu kann man sehr gut das Missionsfest, weiterführende Seminare zu entwicklungspolitischen Themen oder den ELM-Stammtisch nutzen. Sehr Interessant war auch die UndJetzt Konferenz im Sommer 2016, ein Treffen von c.a. 120 jungen Menschen die alle irgendwie mit weltwärts oder Freiwilligenarbeit zutun haben und mit ihren Erfahrungen neue Projekte in Deutschland aufbauen wollen.